* 15. Dezember 1939
von Rainer Nonnenmann
Essay
Bereits die erste Komposition, die Nicolaus A. Huber in sein Werkverzeichnis aufnahm, die Musik für Violine allein (1962), zeigt das für Hubers Komponieren insgesamt typische Anliegen, sich auf Weniges zu beschränken, um es im Einzelnen desto genauer untersuchen zu können. Die sechs Sätze des Stücks bestehen je aus einem einzigen in seinen Parametern veränderten Ton und machen deutlich, dass Musik nicht erst bei der komplexen Kombination von Tönen beginnt, sondern bereits bei jedem isolierten und scheinbar noch so einfachen Klangereignis. Mit der Tendenz zur Reduktion und Genauigkeit der Materialkonzeption, die Huber anhand der Werke Anton Weberns und seines Lehrers Günter Bialas' kennen lernte, zielt er auf eine Konzentration der kompositorischen Struktur und Wahrnehmung.
In seiner ersten gedruckten Komposition, Mimus für zwei Hörner, zwei Trompeten, zwei Posaunen, Basstuba, Schlagzeug und Klavier (1965), werden im II. Satz auf der Grundlage einer Zwölftonreihe bestimmte Rhythmus- und Intervallstrukturen vom Klavier exponiert, woraus dann die Blechbläser einzelne Töne herausgreifen, um sie länger auszuhalten, wechselseitig zu überlagern und schließlich in ein Unisono münden zu lassen. Beide Klangschichten verhelfen sich so gegenseitig zur Wahrnehmung: „Die Blechbläsertöne sammeln quasi die Höraufmerksamkeit ein und lenken sie, da sie selbst nur ...